Fenster zum Cotentin

Fenster zum Cotentin
Blick auf das Meer, Cotentin

Mit meiner Fotoausstellung 2015 im Seniorenheim Johannishof in Rosdorf wollte und sollte ich den Bewohnerinnen und Bewohnern Eindrücke aus einer bestimmten Region Frankreichs präsentieren. Ein Haus mit Blick aufs Meer. Ein Traum, der für zwei Wochen wahr wurde. Im nordwestlichen Teil der Normandie fand ich diesen idyllischen Ort. Von dort aus startete ich meine Foto-Reisen über die französische Halbinsel COTENTIN.

Besonders fasziniert war ich von dem kleinen, nordöstlich gelegenen Hafenstädtchen BARFLEUR. Bei einem Petit Café direkt am Hafen genoss ich die sich bietende malerische Szenerie. Wolkenformationen am Himmel spiegeln sich in ständig wechselnden Kompositionen auf der Wasseroberfläche, garniert mit den Farbtupfern der dort festgemachte Boote.

Bei Ebbe verschwindet das Wasser nahezu komplett aus dem großen Hafenbecken. Etwas bizarr anmutende Bilder bieten die dann auf dem Trockenen liegenden kleinen Fischer- und Touristenboote. Die bei sonst unter dem Wasser verschwundenen Felsformationen werden sichtbar. Mit der allmählich hereinziehenden Flut erwacht das Leben im wieder gefüllten Becken. Nach und nach finden sich Fischer und Freizeitkapitäne an Bord ihrer Boote ein um kurz darauf in See zu stechen.

Am Kai entlang geht es Richtung Kirche. Dort trifft man auf einen Rundweg, der den Besucher zum Meer hin auf die Rückseite des Gotteshauses zieht. Hier bot sich mir ein faszinierender Blick über den Friedhof hinweg auf das Gebäude. Christenkreuz vor düsterem Himmel – der Anblick erinnerten mich an bekannte biblische Golgota-Gemälde.

Hier bot sich mir ein faszinierender Blick über den Friedhof hinweg auf das Gebäude. Christenkreuz vor düsterem Himmel – der Anblick erinnerten mich an bekannte biblische Golgota-Gemälde.

Kurze Zeit später dominierte die Sonne wieder die Szenerie. Beim Betreten der Kirche flutete goldenes Licht durch die kleinen Fenster in den sonst sehr dunklen Innenraum.
Ein ebenfalls sehenswertes Gotteshaus fand ich im kleinen Städtchen SAINT-PIERRE-ÉGLISE, landeinwärts, westlich von Barfleur gelegen. Durch große Fenster schien die Sonne in das Kirchenschiff und beleuchtet den prächtig gestalteten Raum.

Kirche SAINT-PIERRE-ÉGLISE

Ein paar Kilometer weiter im Landesinneren fand ich einen malerisch gelegenen Wasserfall. Darauf aufmerksam geworden war ich durch einen Touristen-Prospekt, der zum Besuch der LES CASCADES DU VAST einlud. Kaum hatte ich vor Ort mit meiner Kamera Position bezogen, erschien wie aus dem Boden gewachsen wutschnaubend ein etwas älterer, aber drahtig gebauter Franzose. Trotz meiner eher mangelhaften Französischkenntnisse verstand ich den Wüterich aufgrund seiner international verständlichen Gestik sofort: Meine Anwesenheit auf dem Gelände war nicht erwünscht! Vermutlich befand ich mich auf Privatbesitz. Trotzdem war es mir gelungen, zumindest ein Foto zu schießen. Die sehenswerte, alte, knorrige Holzbrücke vor den Kaskaden konnte ich von der vorbeiführenden, sehr engen Straße aus ablichten. Schnittig fahrende und hupende Autofahrer gaben mir auch hier zu verstehen: Dies ist kein Platz für Fotografen. Also verließ ich diesen schönen, aber zum Verweilen nicht einladenden Ort.

Herrliche Ruhe hingegen bietet der westlich vor CHERBOURG gelegene Schlosspark CHATEAU DE NACQUEVILLE. Diesen kann man stundenlang durchwandern und dabei die herrliche Pflanzenwelt genießen. Sehenswert ist das aus dem 16. Jahrhundert stammende Schloss am Ende des Parks. Vor dem Gebäudekomplex sehen Sie, dort im milden Klima des Cotentin in freier Natur gedeihend, ein großes Feld mit Mammutblattpflanzen (Gunnera manicata). In etwas bescheideneren Ausmaßen ist dieses Gewächs mit seinen riesigen Blättern vielen von uns aus dem Alten Botanischen Garten in Göttingen bekannt. Allerdings muss die Pflanze bei uns während der Wintersaison aufwendig mit Holzbauten vor der Kälte geschützt werden.

Das Wetter im insgesamt milden Klima des COTENTIN kann sehr schnell wechseln. Da bläst einem, besonders direkt an der Küste, auch mal schnell ein äußerst kräftiger Wind um die Ohren. Das sich bei Sturm an den Felsen brechende Wasser erzeugt Fontänen in beeindruckender Formvielfalt. Manchmal lohnt sich aber auch der Blick auf das Geschehen abseits der Hauptbühne. Stundenlang hatte ich die raue See beobachtet und gerade meine Kameraausrüstung im Wagen verstaut, als mein Blick auf das neben mir parkende Auto fiel. Ein Hund schaute bei heruntergekurbelter Scheibe neugierig aus dem Fenster und verwandelte sich ob des Sturmes visuell in einen faszinierenden „Wind-Hund“. Klar, dass ich schnell noch diese windschnittige Darbietung fotografisch festhalten musste.

Wie gesagt, manchmal lohnt es sich, auch den Nebenschauplätzen ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken. So erging es mir mit der Entdeckung eines kleinen, von der Natur gestalteten Kunstwerks. In einer zu meinen Füßen befindlichen Kuhle in einem großen Felsen hatte sich eine Pfütze, garniert mit Muscheln und Kieselsteinen, umrandet von grünen Algen gebildet.

Soweit mein kleiner, sehr subjektiv gestalteter Blick auf kleine und große Landschaften der französischen Halbinsel Cotentin.

Empfohlene Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert